Die Bauzinsen und die Zinsen für einen Immobilienkredit sind seit Beginn dieses Jahres erheblich gestiegen. Hier in diesem Artikel möchte ich Ihnen wichtige Informationen in Bezug auf den Leitzins und eine Immobilienfinanzierung auf die Hand geben.
Vor allem bei Krediten, die keine Zinsbindung aufweisen oder für Anschlussfinanzierungen muss der Bauherr oder Eigentümer tiefer in die Tasche greifen.
Leitzins und Immobilienfinanzierung – Wie entstehen die höheren Zinsen?
Die letzten Jahre waren grundlegend von Niedrigzinsen geprägt, was für Sparer ein klarer Nachteil, für Immobilienkäufer und Bauherren jedoch ein Vorteil darstellt. Sparer erhalten für ihr angelegtes Geld wenig oder gar keine Zinsen, gleichermaßen zahlen Immobilienkäufer und Bauherren einen niedrigen Zinssatz für ihren Immobilienkredit. Aus diesem Grund sind Immobilien in Zeiten von Niedrigzinsen eine sehr gefragte Kapitalanlage. In diesem Jahr hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufgrund der Inflation den Leitzins erhöht und da sich Banken von der EZB Geld für die Vergabe von Krediten leihen, müssen die Geldinstitute die erhöhten Zinsen der EBZ an die Kreditnehmer weitergeben. Dies bedeutet, dass ein Kredit für den Immobilienkäufer oder Bauherrn teurer wird, sobald die EBZ eine Zinserhöhung durchführt. Hierzu eine einfache Beispielrechnung:
Der Immobilienkäufer möchte ein Objekt zu einem Kaufpreis von 400.000€ erwerben und beantragt hierfür einen Kredit mit einer Laufzeit von 15 Jahren und einer Tilgungsrate von 2 Prozent.
• Bei einem Sollzins von 1,5 Prozent zahlt der Kreditnehmer 122.633 € Zinsen und somit kostet die Immobilie für ihn 522.633 €
• Bei einem Sollzins von 4 Prozent zahlt der Kreditnehmer 260.264 € Zinsen und die Immobilie kostet 660.264 €.
Hieraus wird ersichtlich, dass sich der Käufer die Immobilie durch höhere Zinsen unter Umständen nicht mehr leisten kann oder zumindest eine höhere finanzielle Belastung einkalkulieren muss.
Wie wirkt sich der höhere Leitzins auf den Immobilienmarkt aus?
Erhöht die EZB weiterhin den Leitzins, geben die Banken die Zinsen wieder an die Kreditnehmer weiter. Daher stehen der Leitzins und eine Immobilienfinanzierung in direktem Zusammenhang. Dies kann zur Folge haben, dass sich immer weniger Immobilieninteressierte einen Kauf leisten können und die Nachfrage auf Kaufobjekte sinkt. Aktuell liegt jedoch noch ein Nachfrageüberhang vor und daher ist der Markt auch entsprechend stabil. Sofern der Zinssatz für Kredite jedoch weiterhin steigen würde, kommen immer mehr Kreditnehmer in die Situation, dass sie nach beispielsweise 10 oder 15 Jahren aus ihrer Zinsbindung kommen und sich den nötigen Anschlusskredit aufgrund der hohen Zinssätze nicht mehr leisten können.
Die Eigentümer müssen in diesem Fall ihre Immobilie verkaufen. Hierdurch würden immer mehr Immobilien auf den Markt kommen, woraus zwei Szenarien resultieren können.
Szenario 1: Der Immobilienmarkt atmet auf, da die Nachfrage auf Kaufobjekte nach wie vor hoch ist. Viele Interessierte entscheiden sich für einen Kauf und dies trotz hoher Zinsen und der hierdurch steigenden Kosten. Die Immobilienpreise bleiben stabil.
Szenario 2: Trotz vieler Angebote auf dem Markt entscheiden sich immer mehr Interessierte gegen einen Immobilienkauf, da die Objekte für die potenziellen Käufer aufgrund der teuren Kredite nicht mehr erschwinglich sind. Sofern mehr Angebote als Käufer vorhanden sind, sinken unwillkürlich die Immobilienpreise.
Im schlimmsten Fall kann sich aus den weiter steigenden Zinsen eventuell sogar die Gefahr auf eine Finanzkrise entwickeln, wenn sich zudem ein wirtschaftlicher Abschwung einspielt. In diesem Fall müssen die Banken mit immer mehr Kreditausfällen rechnen.
Was bedeuten die höheren Zinsen nun für Immobilienkäufer?
Tatsache ist, ein Immobilienkauf ist nach wie vor lukrativ. Trotz hohem Leitzins ist die Hausfinanzierung nach wie vor erschwinglich, denn historisch betrachtet befinden sich die Zinsen seit Beginn 2022 immer noch auf einem niedrigen Niveau. Zudem erwarten Finanzexperten, dass der Zinssatz bis zum Jahresende nur noch moderat ansteigen wird. Die Rede ist hierbei von ungefähr 0,5 bis 1,0 Prozent. Betrachten wir die Zinssätze vor 10 Jahren, so sehen wir, dass Immobilienkäufer 2011 und 2012 Kredite mit einem Zinssatz von 3,2 bis 4,0 Prozent abschlossen. Somit sind die aktuellen Zinsen immer noch tragbar und laufende Kredite sowie Anschlusskredite können von den meisten Eigentümern problemlos getilgt werden.
Des Weiteren gilt es zu beachten, dass die EBZ den Leitzins nur weiter erhöht, wenn die Inflationsrate dies erfordert und die wirtschaftliche Lage eine weitere Erhöhung zulässt. Da die FED allem Anschein nach Anleihenankäufe zurückfahren wird, ist auch hoffentlich eine Verlangsamung der Inflation in Sicht.
Leitzins und Immobilienfinanzierung – ein Fazit
Die Zinsen sind historisch betrachtet nach wie vor niedrig und der Immobilienmarkt ist stabil. Die Preise für Immobilien bewegen sich auf einem hohen Niveau. Immobilienverkäufer werden ihr Objekt daher nach wie vor zu einem guten Marktpreis verkaufen können.
Immobilienverkäufer müssen für ihren Kredit zwar etwas mehr Zinsen bezahlen, sie bewegen sich jedoch immer noch in einem niedrigen und tragbaren Zinsbereich.
0 Kommentare